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Nach einem halben Jahr mit LKW-Parkverbot, wie sieht es aktuell aus?

Hannoversche Straße in Osnabrück

Hannoversche Straße März 2023 6 Monate nach dem LKW Parkverbot

Die Hannoversche Straße ist gut 2,5km lang und die wichtigste Straße des Stadteils Fledders in Osnabrück. Sie verbindet die Innenstadt mit der A 33 und Voxtrup, einen Stadtteil im Südosten von Osnabrück mit 7152 Einwohnern. Über die Schellenbergbrücke kommt man vom Fledder zum Schinkel. Im Schinkel leben rund 14.500 Einwohner. Der Fledder ist ein Stadtteil mit Industrie- und Gewerbeflächen im Südosten von Osnabrücks Innenstadt. Hier gibt es mehr Gewerbebetriebe und Verbrauchermärkte als Wohnhäuser. Der Stadtteil Fledder hat eine eigene A 33-Anschlussstelle.

Aus dem Vorgenannten erkennt man schon einen gewissen Verkehrsspannungsraum. Die Radstreifen sind an der Hannoversche Straße relativ schmal ausgelegt. Um eben diese freizuhalten, erließ die Stadt Osnabrück im September 2022 ein Parkverbot für LKW. Des Weiteren sind Pop-up-Radwege geplant. Wie stellt sich nun die aktuelle Situation dar.

Nachfolgend die Eindrücke vom Aktivisten und Autor Hannes. Danke dafür!

Ich war Freitag nachmittag (03.03.) entlang der Hannoverschen Straße unterwegs, um ein paar alltägliche Erledigungen zu machen. Auf meiner Liste standen frischer Kaffee und noch ein paar Kleinigkeiten aus dem Supermarkt fürs Abendessen. Außerdem war ich mit Bekannten dort verabredet. Ich bin an der Hannoverschen nicht täglich mit dem Rad unterwegs, aber ab und zu führt mich mein Weg zu den Geschäften oder auch bis nach Voxtrup.

Zeichen 314 und Zusatzzeichen 1010-58
Zeichen 314 und Zusatzzeichen 1010-58

Doch irgendwie war Freitag dort etwas anders, im Vergleich zu meinem letzten Weg auf der Hannoverschen vor ein paar Wochen. Sensibilisiert durch die jüngsten Ereignisse an der Page achtete ich noch etwas genauer als sonst auf die Beschilderungen. Aufmerksam nahm ich das Schild „Parken“ und das Zusatzschild „PKW“ wahr.

Mir gingen sofort zwei Gedanken durch den Kopf. 1. Motorräder und Fahrräder dürfen die Parkflächen also gar nicht nutzen? 2. Warum stehen hier die ganzen Anhänger und LKW, obwohl sie hier nicht parken dürfen?Nunja, ich nahm die Situation so erstmal gleichgültig hin und resignierte. „Ist halt so – was willste jetzt machen, das Ordnungsamt hat schon Feierabend und die Polizei wird wieder nur sagen, dass sie für den <<ruhenden Verkehr>> nicht zuständig sei. – Mein Erfahrungswert: Erklärungen, dass ich als Radfahrer ja fahre und nicht <<ruhe>> belächelten sie stets nur.“

Als ich am Samstag (04.03) erneut mit dem Rad Richtung Voxtrup losfuhr, nahm ich mir vor noch bewusster auf die Fahrbahnqualität und die Beschilderung zu achten. Ich war erst positiv überrascht. Ich fand eine schöne, glatte Fahrbahn stattauswärts wie stadteinwärts vor. Der Radschutzstreifen ist nahezu durchgehend gleichmäßig von der Fahrbahn abgetrennt, nicht wie an vielen anderen Straßen in Osnabrück, bei denen nach Einmündungen plätzlich die Radschutzstreifen noch schmaler oder gar nicht mehr markiert sind. Und zu meiner Überraschung fanden sich rechts von mir auf den Parkstreifen nur vereinzelt geparkte Fahrzeuge. Wenn ich merkte, dass von hinten Fahrzeuge anrauschten nutzte ich bequem den Parkstreifen einfach mit. An den baulichen Engstellen, vor den Ampeln und bei den wenigen Grünflächen, war ich aber gezwungen meinen schmalen Radstreifen zu nutzen. Und prompt wurde ich, wie so oft, mit zu geringem Sicherheitsabstand überholt.
Schnell flüchtete ich wieder auf den Parkstreifen, doch je länger ich diesen mitnutzte, desto klarer wurde mir, was hier tatsächlich los ist. Der Parkstreifen, eigentlich nur explizit für PKW freigebeben, wird hauptsächlich von Anhängern, Transportern und LKWs <<blockiert>>, ein geparktes Auto treffe ich kaum an. Obwohl ich während der gewöhnlichen Öffnungszeiten der Geschäfte unterwegs bin. Entweder ist hier nichts los in den Geschäften oder die Kund*innen parken auf den Parkflächen der Geschäfte, schliese ich daraus. Für wen, oder besser wozu, ist dieser Parkstreifen also noch da, frage ich mich. In Richtung stadtauswärts dokumentiere ich ein paar Anhänger und zwei geparkte LKW, davon ein Sattelzug. Stadteinwärts sieht es etwas anders aus. Hier stelle ich etwa ein bis zwei duzend Anhänger und fünf LKW, davon zwei Sattelzüge, fest. Aber noch erstaunlicher ist hier, dass ein ansässiges Unternehmen trotz eigener und augenschlich freier Parkflächen illegal im öffentlichen Raum parkt.

Dabei sind die Zusatzschilder „nur für PKW“ gar nicht mehr so neu, wie meine Recherche von zu Hause aus zeigen wird. Je weiter ich mich der Innenstadt nähere, desto mehr geparkte Fahrzeuge treffe ich auf dem Parkstreifen an. Es wird wieder eng für mich. Fahrzeuge überholen mich trotz des geringen Verkehrs und der Möglichkeit die linke, häufig freie Fahrspur, zu nutzen, nicht mit den erforderlichen Sicherheitsabstand von 1,5 Metern. Soweit erstmal der Vor-Ort-Bericht.

Hannes

LKW Parkverbot und Pop-up-Radweg in der lokalen Presse

Zu Hause recherchierte ich nochmal zur Situation an der Hannoverschen. Ende November war in der lokalen Presse über den geplanten „Pop-Up-Radweg“ an der Hannoverschen Straße berichtet worden.

Hannoversche Straße Osnabrück 04032023 (3)
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Pop-Up-Radweg lässt auf sich warten und es bestehen einige ungeklärte Fragen

Ja, wo ist er denn nun? Muss ich jetzt auch hier an der Hannoverschen wie an der Mindener Straße zwei Jahre auf den Pop-Up-Radweg warten? Wo ist das Problem? Fürs erste reichen ein paar Warnbarken und das Schild „benutzungspflichtiger Radweg“ aus, um den Pop-Up-Radweg vor regelwidrig geparkten Fahrzeugen zu schützen.
Unbeantwortet bleibt aber noch die Frage: Wohin mit den LKW und Anhängern, die scheinbar keinen geeigneteren Parkplatz zu finden?
Hier lohnt sich ein genauer Blick. Ein Teil der Fahrzeuge lässt sich eindeutig den ansässigen Firmen zuordnen und auf deren Grundstücken ist noch genug Parkfläche. Zuerst sind natürlich die ansässigen Firmen verantwortlich das illegale Parken zu unterlassen. Wenn illegal geparkt wurde, liegt es beim Ordnungsamt und folgend dem Abschleppservice durchzugreifen.
Ein Gros der illegal geparkten Fahrzeuge ließe sich mit einem willigen Ordnungsamt ad-hoc beseitigen. Unzensierte Fotos können angefordert werden, um das illegale Parken zu ahnden. An die lokalen Firmen richtet sich der simple Appell: Parkt auf Euren Grundstücken und gefährdet die Radfahrer*innen nicht mit unnötig falsch geparkten Fahrzeugen.
Um auch ortsferne Fahrzeuge dauerhaft loszuwerden und das <<Problem>> nicht auf andere Straßen zu verlagern braucht es aber andere Lösungen. Der Parkflächenbedarf ist insbesondere für Fernfahrer*innen gegeben. Für sie müssen bessere Lösungen gefunden… Ein Bericht hierzu folgt etwa in zwei Wochen.

Kommentare

Eine Antwort zu „Nach einem halben Jahr mit LKW-Parkverbot, wie sieht es aktuell aus?“

  1. Avatar von Maik
    Maik

    schöner Bericht, danke dafür. Die Stadt erzählt viel, tut aber wenig

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